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Psycholog:in, Psychotherapeut:in, Psychiater:in – Wer macht was?

Aktualisiert: 23. Juni 2024

Wenn es um die psychische Gesundheit geht, gibt es immer wieder Verwirrung, wer im Krankheitsfall wofür zuständig ist. Kein Wunder, fangen doch alle drei Berufsgruppen mit den selben drei Buchstaben an. In diesem Beitrag beschreibe ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Psychaiter:innen und versuche so Orientierung in den "Psycho-Dschungel" zu bringen.

Psycholog:innen

Um sich in Österreich Psycholog:in nennen zu dürfen, muss man mindestens fünf Jahre an einer Universität Psychologie studiert haben. Für die Diagnose psychischer Erkrankungen und deren Behandlung ist eine weiterführende („postgraduelle“) Ausbildung notwendig. Diese berechtigt zum Führen des Berufstitels Klinische:r Psycholog:in und/oder Gesundheitspsycholog:in.

Gesundheitspsycholog:in

Gesundheitspsycholog:innen beschäftigen sich primär damit was krank macht und was gesund erhält. Das Hauptziel ihrer Arbeit ist es, die körperliche, psychische und soziale Gesundheit von Individuen oder Gruppen zu erhalten, zu fördern und/oder weiter auszubauen. Dementsprechend können sie in freier Praxis, in Krankenhäusern oder Rehabilitationszentren, Beratungsstellen, in der öffentlichen Verwaltung oder auch in Firmen arbeiten.

Gesundheitspsycholog:innen sind Expert:innen für...

  • die Erfassung gesundheitsbezogener Risiken und Risikoverhaltensweisen

  • die Erfassung persönlicher und psychosozialer Ressourcen und Stärken

  • die Entwicklung von präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen und Behandlungen

  • Konflikte am Arbeitsplatz und Burnoutprävention

  • Stressmanagement

  • Entspannungstechniken

  • die Förderung positiver sozialer Beziehungen

  • nachhaltige Veränderungen des Lebensstils

  • Fragen rund um die Themen Glück, Lebenszufriedenheit, Wohlbefinden und Lebensqualität

Klinische Psycholog:in

Klinische Psycholog:innen haben als Hauptaufgabe die Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen. Sie bieten wissenschaftlich fundierte Hilfe bei psychischen und sozialen Problemen sowie Auffälligkeiten aller Art. Die Behandlung beinhaltet auch Maßnahmen, um das Wiederauftreten der Probleme vorzubeugen. Klinische Psycholog:innen können in freier Praxis arbeiten, aber auch in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern, Rehabilitationszentren oder im psychosozialen Dienst.

Klinische Psycholog:innen sind Expert:innen für die...

  • Klärung von unklaren psychischen Problemen und Beschwerden

  • Diagnostik psychischer Störungen

  • Behandlung und Begleitung von psychischen Störungen wie Psychosen, Abhängigkeiten, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen, usw.

  • Bewältigung von Partnerschafts- und familiären Krisen

  • Bewältigung psychischer Aspekte von körperlichen Erkrankungen, wie chronische Schmerzen, Herzinfarkt, Krebs etc.,

  • Neuorientierung nach schweren Erkrankungen, Lebenskrisen und Traumatisierungen


Seit 01.01.2024 ist die klinisch-psychologische Behandlung in Österreich als Pflichtleistung in das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG) aufgeommen. Das bedeutet, dass Versicherte Anspruch auf einen Kostenzuschuss für ihre klinisch-psychologische Behandlung haben.

Psychotherapeut:in

Die Psychotherapie gilt in Österreich als eigenständiges Heilverfahren. Teile der Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkassa übernommen. Psychotherapeuten diagnostizieren, beraten und behandeln psychische, psychosoziale und auch psychosomatisch bedingte Störungen. Um Psychotherapie ausüben zu dürfen, bedarf es einer theoretischen sowie praktischen Ausbildung, die sich in einen allgemeinen Teil – Propädeutikum – und das Fachspezifikum, in dem man sich auf eine bestimme Therapieform spezialisiert, gliedert. Psychotherapie wird in Form von Einzel-, Paar-, Familien- oder Gruppensitzungen angeboten. Gleich wie Klinische Psycholog:innen können Psychotherapeut:innen in freier Praxis, in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern, Rehabilitationszentren oder im psychosozialen Dienst arbeiten.

Aktuell gibt es in Österreich 23 anerkannte psychotherapeutische Methoden, die sich hinsichtlich ihrer theoretischen Modelle und Schwerpunkte unterscheiden. Im wesentlichen lassen sich alle 23 Methoden vier Orientierungen zuordnen:

  • Humanistisch-existentielle Orientierung: Der Mensch wird als sinnsuchendes Wesen betrachtet, das grundsätzlich fähig ist, sein Leben sinnvoll zu gestalten und Probleme aus eigener Kraft zu überwinden.

  • Systemische Orientierung: Im Fokus stehen vor allem krankmachende Kommunikationsstile innerhalb eines (Familien-)Systems.

  • Tiefenpsychologisch-psychodynamische Orientierung: Psychische Erkrankungen lassen sich demnach auf unbewusste Impulse und Konflikte zurückführen, die in der Kindheit verdrängt wurden.

  • Verhaltenstherapeutische Orientierung: Zentraler Ansatzpunkt ist das Neu- oder Umlernen von Verhaltens- und Handelsweisen.

Psychiater:in

Psychiater:innen haben ein Medizinstudium sowie eine Facharztausbildung an einem Krankenhaus absolviert. Sie sind berechtigt Diagnosen zu stellen und psychische Störungen sowie psychiatrische Erkrankungen ( z. B. Depression, Schizophrenie, Angststörungen, Suchtkrankheiten) zu behandeln. Als Ärzt:innen sind sie die einzige Berufsgruppe, die zur Behandlung der Leidenszustände auch Medikamente verschreiben darf.


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